Robert May

267570_4552352937668_1658958827_n

UNBEQUEMER IGEL MIT BENZIN IM BLUT

Gemeinsam mit der OSK hat Rally & more auf der Racingshow 2010 den Fotowettbewerb „Der goldene Fotolatz“ abgehalten. Die Jury mit Kris Rosenberger, Tina-Maria Monego, Franz Wittmann, Helmut Deimel und DiTech-Boss Damian Izdebski hat die anonymen Fotos bewertet. Der Sieger erhielt die Skulptur „Goldener Fotolatz“ und eine Reise zu einer IRC-Rallye. Gewonnen hat Robert May, für Rally&more-Fans kein Unbekannter…

Mit seiner Struwelpeterfrisur erinnert Robert May ein wenig an einen Igel – stachelig kann er auch sein, manchmal ein bisschen unbequem, mitunter sogar unwirsch. Eines aber kann man dem Wiener nicht vorwerfen: Dass er jemandem Honig ums Maul schmieren würde, seine Geradlinigkeit wird geschätzt. Zumal er auch seine eigene Arbeit durchaus distanziert kritisch betrachtet. So kommentiert er seinen Sieg beim Fotowettbewerb mit den Worten: „Der brennende Evo war ein Glücksgriff – da hat einfach alles zusammengepasst. Wäre es nur ein normales Sprungbild gewesen, ohne Feuer, wäre es ein hartes Match um den Sieg geworden. Denn eines hat dieser Bewerb gezeigt: Wir haben einige sehr gute Rallyefotografen in Österreich.“ Dass es nicht nur Glück war, sondern auch Können dahinter steckt, muss May dann aber doch zugeben: „Sicher musst du auch entsprechend reagieren, musst binnen Sekundenbruchteilen das eine oder andere Rädchen an deinem Fotoapparat nachjustieren, aber das gehört eben zum Job.“

„Das will ich machen!“
Diesen Job als Pressefotograf hat sich May quasi selbst erschaffen, der Zündfunke fiel 2001: „Damals war ich noch Schüler an einer HTL und habe im Waldviertel meine erste Rallye gesehen. Den Fotoapparat hatte ich dabei, ich habe schon davor ein bisschen fotografiert. Aber bei dieser Waldviertel-Rallye wusste ich: Das will ich machen! Ich möchte Rallyefotograf werden!“ Nach dem Bundesheer setzte May diesen Plan um. Über Werner Schneider kam er zu Rally & more, bald schon erkannte man in der Szene, dass dieser Robert May ein guter Fotograf ist, für die Zeitschrift „Alles Auto“ schießt er ebenfalls Fotos. Nur was ist ein guter Fotograf? May denkt nach und sagt: „Es geht um viele kleine Details, zum Beispiel die Fotoauswahl. Wenn ich nur jene Bilder abgebe, die ich auch wirklich gut finde, kann es mir nicht passieren, dass ein unscharfes Bild ausgesucht wird. Natürlich habe auch ich unscharfe Bilder dabei – doch die bekommt niemand zu Gesicht.“

Lernen von den Guten
Vorbilder als solche nennt Robert May nicht, wohl aber schaut er sich von den Guten etwas ab: „Der Petr Lusk aus Tschechien ist ein toller Fotograf. Den findest du meistens nicht dort, wo alle Fotografen stehen – denn er sucht sich immer sein eigenes Plätzchen, was seine Fotos einzigartig werden lässt. Oder Reinhard Klein und die Leute von der McKlein-Agentur – das sind Vorreiter. Sie versuchen stets, etwas Neues zu schaffen.“ Mit Daniel Fessl, neben May einer der Fixsterne am heimischen Rallyefotografenhimmel, verbindet ihn neben einer Freundschaft so etwas wie ein „gesunder Konkurrenzkampf“. Dass sein Beruf auch Schattenseiten hat, verschweigt Robert May nicht: „Du hast natürlich auch gewisse Zwänge, musst bestimmte Vorgaben erfüllen. Da hat es ein Hobbyfotograf leichter – und wenn einer fasziniert ist von diesem Sport, kann ihm ein guter Schuss gelingen.“ Denn: „Um gute Rallyefotos zu machen, genügt es nicht, wenn du deinen Beruf beherrscht – du musst auch mit dem Herzen dabei sein und ein bisschen Benzin im Blut haben.“

Michael Noir Trawniczek, Chefredakteur Rally&more